Austausch mit Julia Klöckner, MdB, bei Herbsttagung
BAD KREUZNACH. Hoher Besuch beim Landesverband Friseure & Kosmetik Rheinland anlässlich der Mitgliederversammlung am 27. und 28. Oktober in Bad Kreuznach: Die Interessenvertretung des Friseurhandwerks diskutierte mit Julia Klöckner, MdB, Wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Im Fokus dabei die Herausforderungen des Friseurhandwerks, welche längst in einem Forderungspapier verankert sind und nun die Politik erneut ins Boot genommen wurde, um auf Branchenbesonderheiten aufmerksam zu machen. Als Vereinigung von acht Friseur-Innungen ist der Landesverband Friseure & Kosmetik Rheinland Repräsentant und politisches Vertretungsorgan des Friseurhandwerks in den Kammerbezirken der Handwerkskammern Koblenz, Rheinhessen und Trier.
Geschäftsführer Dirk Kleis freute sich gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Guido Wirtz, Bernd Kiefer und Ingo Schmidt dreißig Mitgliederinnen und Mitglieder an der Tagung zu begrüßen. Nebst vieler Interna und Gespräche rund um Herausforderungen und Nöte des rheinländischen Friseurhandwerks wurde es politisch.
Ein Austausch mit Susanne Terhorst, Geschäftsführerin Recht der Handwerkskammer Koblenz, zu den Themen Handwerksrolle, Eintrag in die Anlage A, Reisegewerbe, Schwarzarbeit, Reisegewerbe, Betriebsleitung und Zollkontrollen brachte viele wertvolle Einblicke in die rechtlichen Vorgaben rund um die Gewerbeanmeldung Friseur.
Landesinnungsmeister Guido Wirtz berichtete gleich zu Beginn über die große Frustration der Branche: „Für mich ist es eine Beleidigung, welche Zulassungen die Handwerksrolle manchmal genehmigt. Es gibt zu viele klassische Fälle, in denen sich Meister für Geld zur Verfügung stellen und Kammern das nicht prüfen. Zusätzlich werden Menschen zugelassen, die gar keine klassische Ausbildung durchlaufen haben“, so Guido Wirtz und ergänzt, „Das tut mir als Unternehmer weh. Wenn eine Regierung Regeln und Gesetze erlässt, die sie selbst nicht mehr kontrollieren kann, dann sind diese obsolet.“ Susanne Terhorst ist sich dieser Herausforderungen bewusst, nahm Anregungen gerne entgegen und gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Regularien.
Interessant: „Jede Kammer legt die Rahmenbedingungen für eine Eintragung in die Handwerksrolle anders aus“, erklärt Susanne Terhorst. Wir lernen „Ein mobiler Friseur ist kein Reisegewerbe.“ Und gewerberechtlich gibt es keine Unterscheidung zwischen Barber und Friseur. Spezialisierungen wie Haarverlängerung, Herrenfach, Haarglättung oder Brautstyling sind kein Ausnahmegrund, sondern müssen als Friseurgewerbe gemeldet werden.
Es folgte ein politischer Austausch mit Julia Klöckner, MdB. Sehr gut vorbereitet, mit klaren Ansagen und der Zusage relevante Herausforderung für die Branche zu prüfen, begeisterte Julia Klöckner in ihrer Heimatstadt Bad Kreuznach die Friseurinnen und Friseure vor Ort.
„Wie sich ihr Geschäftsfeld weiterentwickelt, darum müssen Sie sich selber kümmern“, war Julia Klöckners klare Ansage zum Einstieg. Die Welt ändert sich für jeden und es liegt an jedem selbst Chancen zu ergreifen. „Ihr seid zu ruhig!“, ist Klöckners Einschätzung der politischen Aktivitäten des Friseurhandwerks und zeigt Verständnis für die individuellen Herausforderungen.
So zeigt Julia Klöckner Offenheit für die Belastung der Betriebe durch die Rückzahlungsforderungen der Coronasoforthilfen. Unrechtmäßige Rückforderungen aufgrund von Änderung der Bedingungen, aufgrund falsch berechneter Zeiträume, sollte man sich nochmals anschauen. Der Landesverband wird einzelne Fälle faktisch aufbereiten und ihrem Büro bereitstellen.
Verständnis zeigte Klöckner auch für die individuelle Situation des Kostenfaktors Umsatzsteuer, explodierender Schwarzarbeit begleitet von zu wenigen Kontrollen und der steuerlichen Belastung. Sie sieht hier ein grundsätzliches Versagen der aktuellen Wirtschaftspolitik. „Überstunden und Mehrarbeit müssen belohnt werden, wahllos verteiltes Bürgergeld muss weg“, bringt es Julia Klöckner auf den Punkt. Gleichzeitig fordert sie, dass Teilzeitangestellte nicht die gleichen Sozialversicherungsstandards genießen sollten wie Vollzeitbeschäftigte. „Arbeit muss sich lohnen.“ Auch für Frauen setzt sie sich ein. Vor allem in der Schwangerschaft müssen Unternehmerinnen geschützt sein. Mit einem Anteil von 69 Prozent weiblicher Unternehmer ist die Friseurbranche ganz besonders betroffen.
Volles Verständnis zeigte Klöckner auch für die Nachteile der ordentlich arbeitenden Friseure durch das große Aufkommen an Schwarzarbeit in der Branche. Leider ist dies im Friseurhandwerk besonders einfach im Vergleich zu anderen Branchen. Dass hier zudem kaum Kontrollen durchgeführt werden und insgesamt zu wenig passiert, findet auch sie fatal. Klöckner bot an, die Friseure mit einer gezielten Anfrage an das Finanzministerium mit angehängter Hauptzolldirektion zu unterstützen.
„Diese Tagung hat uns wieder ein Stück weiter in die richtige Richtung gebracht. Zum Wohle des gesamten Friseurhandwerks“, resümiert Geschäftsführer Dirk Kleis. „In unserem Verband pflegen wir einen sehr freundschaftlichen, aber vor allem konstruktiven Umgang untereinander.“ und ergänzt „Wer sich in unserer Interessenvertretung engagieren will, ist herzlich eingeladen.“
Für das Friseurhandwerk engagieren tut sich auch Hans-Peter Lewisch, Friseurmeister aus Bad Kreuznach seit Jahrzehnten. Für seine Tätigkeit im Berufsbildungsausschuss (BBA) des Verbandes wurde er bei der Tagung mit einer Dankurkunde geehrt. Der BBA betreut Ausbildungsbetriebe und arbeitet an der Gestaltung der Ausbildungsinhalte mit.
Alle Fotos: Andrea Ganshorn für imSalon.de